WENN EINEN DIE RINDE
UM DEN VERSTAND BRINGT
Aus dem Tagebuch von Nina
8. Mai 2022
Eine Wand, die man erst einmal begreifen sollte
Große Augen. Skeptische Blicke. Und dann, was fast immer kommen muss: prüfende Streicheleinheiten. Durch unsere Premierengäste. Neuankömmlinge. Die Rede ist von ihr. Von der Wand. Der Wand, die rüberkommt, als ob sie gerade noch im Wald gestanden wäre. Ob sie wohl duftet?
Wir reden bzw. schreiben von der Wand – großflächig bei der Rezeption. Die den Charme und die Echtheit einer Baumrinde verkörpert. Und deren Platz hier in dieser Form dem Zufall geschuldet ist. Aber der Reihe nach.
HOLZ VOR DER HÜTTE – RINDE VOR DER REZEPTION
Wir wollten. Ja, wir wollten. Etwas ganz Besonderes. Für unsere Rezeption. Für unsere Lobby. Für unsere Mitarbeiter und Gäste. Wandgestaltung der besonderen Art. Den Architekten genervt, als er mit den Standards, die eh schon super waren, daherkam. „Nix da“, war unsere klare Ansage. Dann kam er wieder. Hatte was 40 x 40 cm Großes, eigentlich Kleines, mit im Schlepptau. Sah eigenartig aus, fast wie Rinde, komische Farbe. Rau – aber doch irgendwie. Ja, irgendwie. Schlaflose Nächte, endlose Diskussionen. Nein, das machen wir sicherlich nicht. Viel zu riskant, viel zu teuer. Viel zu unvorstellbar – auf dutzenden Quadratmetern, wenn wir doch nur diese lächerliche 40×40-Vorlage haben. Passt, wir machen es. Kehrtwendung, 180 Grad, nix dagegen. Typisch schrecklich nette Familie halt. Auftrag gegeben. Herzpumpern. Zu hören rauf bis auf den Olperer.
UMTAUSCH AUSGESCHLOSSEN. EH SUPER!
Dann kamen sie. Im großen LKW. Fein verpackt, die Spannung so groß. Vorfreude und Angst zugleich. Auspacken, aber rasch. Ritsch, ratsch. Trockener Mund, Entsetzen, Schock und sprachlos. SILBER? Völlig falsche Farbe, ticken die noch richtig? Warum? Sofort den Architekten und den Lieferanten aktiviert, aufgeregte, fassungslose Telefonate. Großes „sorry“ an der anderen Leitung. Da ist wohl mächtig was schiefgegangen. „Was tun?“, sprach seinerzeit nicht nur Zeus? Quasi „Friss oder stirb“ die Antwort zwischen den Zeilen. Fehler in der Produktion, eine Neuproduktion wegen der knapp bevorstehenden Hoteleröffnung aus Zeitgründen nicht möglich. Familienrat, graue Haare, Stirnfalten. Wir haben es getan, aus Mangel an Alternativen. Die vielleicht beste Entscheidung ever. Liebe auf den zweiten Blick. Silbermond könnte neidisch davon singen. Freuen uns so über dieses Missgeschick und viele Gäste mit uns.
PS: Davon, dass kein Tischler eine Ahnung hatte, wie man solch eine außergewöhnliche Vertäfelung in dieser Größe montiert, ist wieder eine andere Geschichte. Demnächst in diesem Programm.
So, das waren sie. Vorerst einmal. Unsere drei Pleiten, Pech und Pannen Geschichten aus unserem schönen Wellness- und Wanderhotel in Tux im Zillertal. Noch nicht alle gelesen? Hier geht´s zurück an den Start.
Eure Nina